Sol­len unge­bo­rene Kin­der wie­der ihr Recht auf Leben erhalten?

Der Kulturkampf in den USA tobt heftig. Anfangs Juli 2022 wird vom Bundesgericht eine Entscheidung erwartet, die den Gang der US-amerikanischen Geschichte radikal ändern könnte.

Lange Zeit wähnten sich die neomarxistischen 68er in Sicherheit. Sie meinten, das 1973 vom US-Supreme Court erlassene Abtreibungsrecht sei für die Ewigkeit gebaut. Im Fall 'Roe vs. Wade' hatte damals eine Mehrheit von sieben gegen zwei Bundesrichter der Hauptforderung der feministischen Linken nachgegeben. Für alle 50 Bundesstaaten wurde ein Recht auf Abtreibung bis zur 28. Schwangerschaftswoche verfügt.

Aktuell werden in den USA 1.5 Millionen Kinder jährlich abgetrieben. Seit dem Richterspruch 1973 waren dies mehr als 70 Millionen Kinder. Zudem wurde die Abtreibung gemäss US-Vorbild in fast allen westlichen Nationen legalisiert. Laut WHO wird weltweit jährlich mehr als 40 Millionen Kindern das Recht verweigert, geboren zu werden.

 

Marx vs. Jesus

Schon in der römisch-griechischen Kultur hatte der menschliche Nachwuchs wenig Wert. Unwillkommene Kinder wurden nach ihrer Geburt getötet oder ausgesetzt. In der Spätantike wurde das christliche Menschenbild prägend für die europäische Kultur. Der Wert jedes Menschen, ob geboren oder ungeboren, ob gesund oder behindert, wurde einzigartig und unantastbar. Abtreibung und Kindsmord galten fortan als moralische Versagen und wurden als Verbrechen bestraft. Frauen, die trotz Schwangerschaft keine Kinder wollten, setzten sich den gefährlichen "Kunstgriffen" der Kurpfuscher aus oder versuchten, ihre Leibesfrucht mit brachialen Methoden selbst zu töten.

Mitte des 19. Jahrhunderts trat Karl Marx an mit der Forderung, Familie, Religion, Privateigentum und Staat abzuschaffen. Dies würde gemäss marxistischer Lehre ins kommunistische Paradies führen. Dort dürften dann alle tun und lassen, wie ihnen beliebt. Natürlich verfielen vernebelte Ideologen und der Pöbel dem Betrug. Marx war Musik in den Ohren von: 

  • sexuell Zügellosen, welche nur allzu gerne die christliche Lehre von der treuen Ehe und Familie über Bord warfen.
  • faulen Personen, die gerne vom Eigentum fremder Personen zehrten, statt selber zu arbeiten.
  • anarchistisch Gesinnten, die sich weder von Kirchen noch von Regierungen vorschreiben lassen wollten, wie sie zu leben haben.

Familie beginnt im Mutterleib. Forcierte Abtreibung war also die logische Konsequenz der marxistischen Forderung, die Familie abzuschaffen. Nachdem die russischen Kommunisten, durch die Oktoberrevolution von 1917 an die Macht kamen, legalisierten sie 1920 als weltweit erste Regierung die Abtreibung! Die Todesspirale gewann an Fahrt. Mit der Verbreitung des Kommunismus kam es nach dem 2. Weltkrieg auch in Osteuropa zur Legalisierung der Abtreibung, so z.B. 1953 in Ungarn, 1956 in Polen und Bulgarien. 1957 in der Tschechoslowakei und Rumänien, 1972 in der DDR.

 

Der Kampf um den Westen

Da der Kommunismus schnell zu Terror, Gulags und zur Ermordung von Millionen Menschen führte, hatten es westliche Anti-Kommunisten leicht, die Massen davon abzuhalten, dem Traum von Karl Marx auf den Leim zu gehen. Die Marxisten mussten sich also etwas Neues einfallen lassen, wenn sie es schaffen wollten, die westliche Kultur von ihren Zielsetzungen zu überzeugen.

Die ersehnte Hilfe kam kam dann von der atheistischen "Frankfurter Schule". Vor allem ihre Vordenker Wilhelm Reich und Herbert Marcuse ebneten den Weg, sodass sexuelle Allbeliebigkeit und Abtreibung schliesslich die öffentliche Moral des Westens eroberten. Beide waren vor den Nazis in die USA geflohen und widmeten sich dort der Definition eines neuen Marxismus. Reich war Initiant und Namensgeber der "Sexuellen Revolution", die jegliche Einschränkung der Sexualität verweigerte und bekämpfte. Marcuse zimmerte aus der kommunistischen Lehre und der Sexuallehre Sigmund Freuds einen populären Wohlfühl-Neomarxismus. Gut sozialistisch rief er seine Jünger dazu auf, die bürgerliche Gesellschaft zu überwinden. An ihrer Stelle sollte eine spielerische, erotisierte, konsumfreudige Anarchie errichtet werden. Sexuell zügellose, drogen-konsumierende Hippies galten Marcuse als die wahren Revolutionäre der neuen Zeit. Die «68er-Heilslehre» war ausformuliert. 

 

Sex, Drugs and Rock'n'Roll elektrisierten die Massen und führten durch die 68er Bewegung zur radikalen Veränderung der westlichen Kultur.

An vorderster Front kämpfte eine weitere Hautpfigur der 68er für die Abtreibung: Simone de Beauvoir verachtete die patriarchale Gesellschaft, welche Frauen lediglich als Gebärmaschinen gebraucht. Ihr radikaler Feminismus forderte die totale Unabhängigkeit der Frauen, was natürlich das Recht auf Abtreibung einschloss.

Das revolutionäre Klima pflügte den Westen in Kürze um. Traditionelle, sprich christliche Moral, hatte keine Kraft, die Völker vor den 68er-Verlockungen zu bewahren. Auch die Richter des US-Supreme verfielen dem Sog. Obwohl sie die Aufgabe gehabt hätten, das bundesweite Abtreibungsverbot auf seine Verfassungsmässigkeit zu prüfen, gaben sie dem öffentlichen Druck nach und fällten ein politisches Urteil. Abgeleitet vom 14. Verfassungszusatz verfügten sie, dass ein Abtreibungsverbot die Freiheit und die Privatsphäre der Frau zu sehr einschränke. Die Abtreibung wurde deshalb am 22. Januar 1973 bis zur 28. Schwangerschaftswoche legitimiert.

 

Der Abwehrkampf der Pro Lifer

Die Gegenbewegung startete umgehend mit ihren Abwehraktionen. Pro Life-Gruppen organisierten den jährlichen "March for Life", der jeweils Ende Januar hunderttausende Aktivisten auf die Strassen Washingtons brachte. Zudem versuchten konservativ regierte Bundesstaaten seit 1973 ohne Ende, die Gesetzgebung des Bundesgerichts zu unterlaufen. Teilweise hatten sie Erfolg; vor allem in jüngster Zeit durch die Verfügung der "Heartbeat Bills", welche praktisch einem Abtreibungsverbot gleichkommen (Texas, Oklahoma).

Doch erst mit der Ernennung von konservativen Bundesrichtern durch Donald Trump kippte das Gewicht zu Gunsten der Lebensrechtler. 6 konservative Bundesrichter haben heute ein markantes Übergewicht gegenüber 3 liberalen. Nun steht ein konservatives Abtreibungsgesetz aus dem Staat Mississippi (Dobbs vs. Jackson Womens Health Organization) zur Beurteilung an. Die Chance ist gross, dass das Bundesgericht das Fehlurteil von 1973 kippt und die politische Verantwortung wieder an jene Stelle zurückschickt, wo sie hingehört: zu den Parlamenten der 50 Bundesstaaten. Die vorwiegend republikanisch-evangelikal ausgerichtete Lebensrechts-Bewegung sieht sich nach 50 Jahren Kampf kurz vor der Erreichung eines ihrer wichtigsten Ziele: die Politik in den Bundesstaaten wieder frei gemäss Pro Life gestalten zu können.