Teil­zeit­wai­sen hin­ter Kita-​Mauern

An was bemisst sich der Wert, den ein Kind für seine Eltern hat? Wie sollten Vater und Mutter ihr Leben organisieren, wenn sie ihr Kind vorbehaltlos lieben?

Natürlich gibt es zwingende Gründe, ein Baby oder ein Kleinkind in eine Krippe zu geben. Wenn z.B. eine junge Mutter, deren Eltern und Geschwister weitab im Ausland wohnen, in einer neuen Gemeinde eine Wohnung bezieht, wenn sie also noch keine Freunde und Bekannten hat, wenn dann auch noch ihr Ehemann plötzlich stirbt und sie zwingend arbeiten muss, um ihr kleines Mädchen und sich selbst ernähren zu können, ist es naheliegend, wenn sie ihre Kleine in einer Kita unterbringt.

Dies wäre natürlich ein Fall unter 100'000. Doch auch ein solcher Fall würde Optionen offenlassen. Wenn die junge Witwe ihre Tochter selbstlos liebt, dann wird sie alles unternehmen, um trotzdem möglichst viel Zeit mit der Kleinen zu verbringen. Sie arbeitet z.B. nur in einem teilzeitlichen Pensum, um gerade so viel zu verdienen, sodass die Beiden bescheiden über die Runden kommen. Oder sie sucht eine Tagesmutter, um ihrem Töchterchen den Aufbau einer Beziehung zu einer festen Bezugsperson zu ermöglichen, statt das kleine Mädchen dem Stress und den Unwägbarkeiten eines Krippenalltags auszusetzen.,

Liebende finden Möglichkeiten, wo Egoisten und Opportunisten nur Hindernisse und Blockaden sehen. Sie lassen sich nicht beeinflussen durch einen Zeitgeist, der eintrichtert:

  • Babys und Kleinkinder dürfen Deine Karriere nicht behindern.
  • So macht man das heute. Sei eine moderne Mutter!
  • Alle andern tun es doch auch!
  • Du bringst mehr Geld nach Hause, wenn Du 100% arbeitest.
  • Mit dem Mehrverdienst kannst Du Deiner Tochter Förderkurse bezahlen und sie fürs Leben fit machen.

Marathon für Zweijährige

Solche Propaganda trübt die Sinne und malt einen vermeintlichen Nutzen an die Wand. Wer Augen und Herz offen hat, kann das stille Leiden von Krippenkindern entdecken. Da gibt's z.B. den kleinen Buben, dessen Gang auf Grund seiner erst zwei Lebensjahre noch etwas unsicher ist. Er ist der Jüngste der Kita-Gruppe, dem die Bediensteten husch eine Leuchtweste überstülpen. Anschliessend wird er in die Kolonne an seinen Platz gebracht. Die Sitzplätze in den Kinderwagen sind ausgebucht durch Babys. Die anderen Kleinkinder, die den täglichen Marsch zu absolvieren haben, sind schon älter und gehen Hand in Hand. Da hat's keinen passenden Partner für den Knirps. So muss sich der 2-Jährige an einem Twin-Kinderbuggy festhalten.

Abmarsch! Das Personal, welches solche Kindertruppen anführt, ist meistens jung und hat kaum Erfahrung in der Erziehzung von Kindern. Auch haben sie nicht die Musse, die Bedürfnisse der Kleinen zu erspüren. Und schon gar keine Zeit hätten sie, diese Bedürfnisse auch zu erfüllen. So wird marschiert. Wie es im Tagesbefehl steht. Bewegung. .

Für den 2-Jährigen mit seinen kurzen Stummelbeinchen wird der Marsch bald zum Marathon, der ihm "Übermenschliches" abverlangt. Das Tempo machen die Aufseherinnen, die sich offenbar an der leichtfüssigen Mehrheit der älteren Kids orientieren. Unser kleiner Sprinter klammert sich an den Kinderwagen und setzt hastig einen Fuss vor den andern. Nur nicht fallen! Höchste Konzentration.

Solche Situationen des Stresses prägen nicht nur die Seele eines Kleinkindes. Sie prägen unweigerlich auch sein Gehirn. Die häufige und exzessive Ausschüttung von Stresshormonen durch eine überfordernde Leistung beeinträchtigt das gesunde Wachstum des Gehirns. Und es konditioniert den Knrips durch steten, verfrühten Einsatz von Adrenalin zunehmend als Leistungswesen.

Kein Wunder zeigen Schulkinder dann schon in der Unterstufe Anzeichen von Burnouts.

 

Alles andere als Urvertrauen

Natürlich bietet der Krippenalltag etliche weitere Situationen, die den Stresspegel der Babys und Kleinkinder in die Höhe treiben:

  • zu wenig Personal, um schreiende Babys zu beruhigen.
  • überfordertes Personal, das Konflikte zwischen den Kindern nicht lösen kann.
  • keine Zeit, um den Dauerstress kindlicher Einsamkeit zu vertreiben.

Wer sich einredet, dies alles sei ein optimaler Platz für Babys und Kleinkinder, ist ein Meister des Selbstbetrugs. In ehrlicheren Zeiten hiess es noch, dass das Urvertrauen eines Kindes sich in den ersten sechs Lebensjahren aufbaut. In tausenden von Situationen, in denen fürsorgliche Eltern tief ins Herz des Kindes einprägen: "Du bist geliebt, beschenkt, geherzt, genährt, unterhalten, getröstet, gepflegt, geschützt, geborgen, bevorzugt, getragen, zugehörig, aufgehoben und erhoben.."  Die Identität solcher Kinder ist gegründet und verwurzelt in der Hingabe der Eltern und der Familie. Leistung spielt in den frühen Lebensjahren kaum eine Rolle. Urvertrauen baut sich auf durch unverdiente Zuwendung, die den Eltern u.a. auch Verzicht und Opfer abverlangt. Es gibt keine gedeihende Liebe ohne Verzicht.

Wie Du mir, so ich Dir?

"Liebe ist das einizge Gut, das sich vermehrt, wenn man es verschwendet." Leider sind wir weit davon entfernt, eine liebevolle Gesellschaft zu sein. Darunter leiden primär die Kinder. Gerade die Einschränkungen und der Stress der Coronazeit haben es deutlich gemacht, wie wenig Widerstandskraft unsere Kids und Jugendlichen haben. Psychologen und Psychiater werden überrannt. Die Wartelisten für ambulante und stationäre Behandlungen sind ellenlang. Und dies alles ist längstbekannt (siehe Blogbeitrag zum Thema).

Eltern die planen, später im Altersheim einsam rumzusitzen und vergeblich auf den Besuch der Nachkommen zu warten, können durchaus weitermachen wie bisher. Liebe ist freiwillig. Das Gesetz von Saat & Ente hingegen ist eisern und unumstösslich. Man kann nicht Egoismus säen und Hingabe ernten. 

Lohnender ist es, umzudenken, um Vergebung zu bitten und anders zu handeln. Natürlich würde die sozialistische Krippenindustrie in Kürze implodieren, wenn nur noch Eltern, die in echter Not sind, ihre Kleinen abgeben. Dies wäre zwar eine politische Herausforderung, denn ein Heer von Krippenpersonal müsste sich beruflich neu ausrichten. No problem! Eine Gesellschaft, die zu einem ihrer wichtigsten Grundwerte zurückkehrt, ist leistungsfähig genug, sodass sie auch grosse Krisen meistern kann. Die Familie ist die Kernzelle eines gesunden Staates. Oder, wie unser Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf es gesagt hat:

"Zuhause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland."