Wer ist Schuld am Lehrermangel

Der Schule laufen die Lehrer davon" so titelten grosse Schweizer Medien im Verlauf der letzten Monate. Hunderte von Lehrerinnen und Lehrern fehlen in der ganzen Schweiz. Aber nicht nur im Klassenzimmer hat's zu wenig Personal. Auch in Kinderkrippen und Horten fehlt eine Vielzahl an Betreuerinnen.

Die Situation ist nicht neu. Händeringend suchen Bildungsbehörden schon seit Jahren nach Lehrpersonen. Die Anforderungen für Quereinsteiger werden immer weiter runtergeschraubt. Inzwischen dürfen sogar Personen ohne Lehrerausbildung unsere Kinder unterrichten. Den Volksschulämtern gelingt es trotzdem nicht mehr, alle offenen Stellen zu besetzen. So stehen irgendwelche Personen mit fachfremden Ausbildungen vor den Klassen, um die Zöglinge in die Geheimnisse des Wissens und des gesellschaftlichen Wohlverhaltens einzuweihen.

Was ist passiert? Wohin haben sich die Zeiten verflüchtigt, als der Lehrerberuf noch geachtet war? Als Lehrer noch Respektspersonen waren! Wie hat sich die Arbeitssituation der Pädagogen verändert, sodass Hunderte fluchtartig die Schulhäuser verlassen?

 

Die Volksschule verkümmert zur Staatsschule

Der Vater der Schweizer Volksschule, Johann Heinrich Pestalozzi, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er den Zustand der Schulen im Jahre 2022 inspizieren müsste. Und der Schriftsteller Jeremias Gotthelf würde es ihm wohl gleichtun. Gotthelfs Bonmot "Zuhause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland!" bezieht sich auf eine Gesellschaft, in welcher die Betreuung und Erziehung der Kinder noch pimäre Pflicht der Familien war. Lediglich die Bildung der Kinder wurde zunehmend dem Staat überlassen, nachdem die Kleinen das sechste Lebensjahr erreicht hatten.

Konservative Werte und deren Umsetzung in Familie, Gesellschaft & Staat haben die Schweiz im Lauf der Jahrhunderte stark und erfolgreich gemacht. In den letzten 50 Jahren allerdings wurden viele dieser Werte über Bord geworfen. Als neue "Errungenschaft" entwickelten Politiker in Folge einen Staat, der seine Bürger möglichst von der Wiege bis zur Bahre betreut. Den konsumfreudigen, leichtgläubigen Massen wurde vorgegaukelt, der linksliberale Staat sei die bessere Familie.

Der Wandel, der sich einstellte, war radikal. Vor allem in den rot-grün regierten Städten und Kantonen. Inzwischen können z.B. Zürcher Eltern ihre Kinder, kaum sind sie geboren, in Babykrippen abgeben. Wenn die Finanzen nicht ausreichen, erhalten sie einen subventionierten Krippenplatz für ihr Baby.

Eine solche "Krippenkarriere" kann also mehrere Jahre dauern.

Wenn die Kleinen dann in den obligatorischen Kindergarten kommen, gibt's auch da Betreuungsplätze. Eltern, die ausser Haus zu tun haben, können ihre Kinderchen erneut abliefern.

Wenn ein solches Kind dann mit sechs Jahren in die 1. Klasse kommt, ist sein Urvertrauen möglicherweise nur minimal gefestigt. Statt durch primäre Bezugspersonen in der Familie war der Charakter des Kindes ja durch eine Vielzahl von besoldeten Betreuerinnen geprägt worden. Der Krippen- und Hortalltag bietet dazu relativ schlechte Voraussetzungen: Stress, Langeweile, stereotype Abläufe, Lieblosigkeit, oft wechselndes, unmotiviertes, überfordertes Personal können das Kind in seiner persönlichen Entwicklung stark hemmen.

Eine 1. Klass-Lehrerin steht dann vor 20 - 25 Kindern, von denen ein guter Teil ein eingeschränkt ausgebildetes Urvertrauen hat. Die Lehrperson kann operativ zwar davon profitieren, dass die Kleinen durch Krippen- und Hortabläufe sowie durch den Kindergarten konditioniert wurden, sodass sie ein gewisses Wohlverhalten an den Tag legen. Doch wird die Pädagogin Schwierigkeiten haben, diese Kinder in der Bildung des Herzens zu fördern, weil viele der Kleinen einen Panzer ums Herz gelegt haben, der sie vor weiteren Verletzungen durch Abschieben schützen soll.

 

Pädagogen im Sperrfeuer endloser Ansprüche

Hätte eine gute und liebe Lehrerin ausreichend Zeit und Musse, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, könnte sie bei geschädigten Kindern etliches wieder gutmachen. Dies wird aber durch das "System Staatschule" nahezu verunmöglicht. Denn Lehrpersonen müssen ihre ohnehin herausfordernde Aufgabe unter dem Druck endloser Ansprüche erfüllen. Der heillosen Überforderung halten viele nicht Stand. So quittieren sie entnervt und frustriert den Schuldienst.

Die inakzeptable berufliche Situation entsteht dadurch, dass Eltern, Bildungspolitiker und gewichtige Anspruchsgruppen die Lehrpersonen einem endlosen Sperrfeuer von Wünschen und Forderungen aussetzen:

  • Viele Eltern erwarten, dass die Lehrerin ihr Kind so fördert, dass seine Chancen auf eine spätere Universitätsausbildung intakt sind. Schliesslich sollen's die Kleinen mal besser haben, als ihre Erzeuger. So sollen die Nachkommen verpasste Karriereschritte der Eltern wettmachen und für erhöhtes Einkommen und potenziertes Ansehen sorgen. Wehe die Lehrerin zerstört die Ziele der Eltern, weil sie die Leistungen des Kindes zu streng benotet! Dann wird in vielen Fällen enormer Druck ausgeübt, um die Noten des Kindes zu optimieren.
  • Linke und neulinke Politiker und Pressure-Groups wollen die Noten sogar abschaffen. Sie frönen einem verzerrten Leitbild von Gleichberechtigung, welches die Überlegenheit exzellenter Leistung hasst. Kein Kind soll sich demnach minderwertig fühlen, weil es weniger intelligent und begabt ist! So unterliegen neulinke Staatsschulen einer widernatürlichen und überaus schädigenden Nivellierung. Dieser Uniformitätszwang macht die Schwachen natürlich nicht stärker oder gescheiter. Er hindert aber die Begabten vielfach, ihre Qualitäten anzuwenden und auszubauen. Diese Nivellierung verlangt von den Lehrpersonen schlicht Unmögliches und Unmenschliches. Sehr ungemütlich, überfordernd und frustrierend!
  • Wäre die Nivellierung die einzige Forderung, mit welcher die Lehrpersonen beladen werden, könnten starke Persönlichkeiten vielleicht noch damit umgehen. Doch es gibt einen stets wachsenden Katalog von Ansprüchen, denen sich die Lehrer zu unterwerfen haben:
  • hochstehende Integrationsfähigkeit in multikulturell überladenen Klassen
  • heikle Erziehungsaufgaben bei vielen Kindern, speziell bei jenen mit Migrationshintergrund
  • integrativer Unterricht mit behinderten Kindern
  • autoritätsfreier Unterricht
  • gewaltfreie Sprache
  • Modularisierung des Schulalltags
  • endlos neue Lehrformen
  • die Kinder ökologisch verantwortlich bilden und erziehen, um die Klimakatastrophe zu verhindern.
  • die Kinder mit den Kenntnissen der Gender-Realitäten vertraut machen und ihre Konformität mit den Forderungen der LGBTQI***-Community sicherstellen.
  • den Kindern die Forderungen der vegetarischen und veganen Anspruchsgruppen beliebt machen.
  • keine Weihnachtsgeschichten oder sonstige Bezüge auf das Christentum herstellen. Das Kreuz gehört nicht mehr ins Klassenzimmer.

Längst sind Schweizer Staatsschulen zudem in hohem Masse zu einem Bürokratiemonster verkommen: Monitoring. Co-Teaching. Evaluationen. Weiterbildungen. Berichte & Rapporte. Sitzungen und Papierkram rauben den Lehrpersonen ein Zusätzliches an wertvoller Zeit und Kraft.

Wer sollte angesichts dieser Sachverhalte nicht verstehen, warum die Lehrer in Scharen davonlaufen? Wenn regenbogenfarbene, völlig überfrachtete Staatsschulen ihren Kurs nicht radikal ändern, wird die Fluchtbewegung der Lehrpersonen weitergehen und zunehmen. 

Zudem: werden die Defizite des Schulsystems nicht bald behoben, werden Eltern vermutlich vermehrt dazu übergehen, ihre Kinder in Privatschulen zu schicken. Denn linkslastig ideologiefixierte Staatsschulen überfordern nicht nur die Lehrer, sie schädigen auch viele Kinder und dadurch den Staat und die Gesellschaft.