Die SVP auf dem Weg nach Links

Dass die SVP seit etlichen Jahren darum ringt, aus dem Schatten des Übervaters aus Herrliberg herauszutreten, ist bekannt. Doch keiner Leitungsperson ist es bisher gelungen, die Führung der Partei zu übernehmen. Weder Albert Rösti noch Roger Köppel noch Marco Chiesa schafften es, die Nachfolge von Christoph Blocher anzutreten. Zwischenzeitlich sickerte durch, dass allenfalls Magdalena Martullo-Blocher für die Aufgabe geeignet sein könnte. Sie hat wohl ihr Desinteresse an der Erbfolge kundgetan. Denn seit Juni 2022 ist es plötzlich klarer geworden, wohin die Reise gehen soll.

 

Blindflecken im Auswahlverfahren

Ende Juni 2022 wurde in der Stadt Zürich das Präsidium der städtischen SVP neu bestellt. Ein vielbeachteter Posten, der allzu gerne als Karrieresprungbrett genutzt wird. Präsidentin wurde die erst 28-jährige Camille Lothe. Sie war der Zürcher SVP von der Findungskommission unter der Leitung von Nationalrat Gregor Rutz als favorisierte Kandidatin vorgeschlagen worden. Gewählt wurde die junge Blondine allerdings nur mit knappem Vorsprung.

Dass eine Partei junge, hübsche Damen mit politischem Potenzial fördert, ist natürlich nicht falsch. Die SVP des Kantons Zürich hat es schon früher getan mit Natalie Rickli und Anita Borer. Mit mässigem Erfolg.

Doch nun signalisiert die Wahl Camille Lothes nicht nur parteipolitisches Kalkül, sondern auch einen radikalen Richtungswechsel. Es ist anzunehmen, dass Bundesratsaspirant Gregor Rutz die jugendliche Blondine nicht auf den Zürcher Chefsessel hieven konnte, ohne das Plazet in Herrliberg abzuholen. Gut möglich, dass es gar Kommunikationsfachmann Rutz war, welcher Patriarch Blocher davon überzeugte, dass Präsidentin Lothe ein Gewinn für die SVP werden würde.

Wie kritisch die Kandidatur Lothe in Herrliberg geprüft wurde, wird wohl ein gut gehütetes Geheimnis bleiben. Gründe, die gegen ihre Wahl sprachen, gab es genügend. Im Internet kursieren laszive Fotos der offenherzigen Dame. Zudem erfuhr die grosse Öffentlichkeit, dass Camille Lothe sowohl in der Kreisschulpflege als auch in der SVP-Kreispartei durch sehr häufige Sitzungsabsenzen glänzte. Die SVP Zürich 7/8 warf Lothe aus dem Vorstand. Aus der Kreisschulpflege trat sie selber zurück, nachdem ihr ein Ultimatum gestellt worden war.

Nun, Jugendsünden sind verzeihlich. Es wird sich bald zeigen, ob harte Disziplin die neugewählte Präsidentin zur politischen Knochenarbeit befähigt. Ob Camille Lothe allerdings den markanten Wählerverlust stoppen kann, den die SVP Stadt Zürich seit 2014 erleidet, ist nicht nur fraglich sondern höchst unwahrscheinlich.

Rosarote Abtreibungs-Aktivistin

Ein Richtungswechsel muss inhaltlicher Natur sein. Nur wer die Grundwerte einer Organisation bestimmt, kann nach eigenem Gusto führen. Natürlich steht Frau Lothe erst am Anfang ihres politischen Einflusses. Doch hat sie wenige Tage nach ihrer Wahl bereits zu verstehen gegeben, dass sie in der SVP nicht nur operativ, sondern auch strategisch führen und verändern will.

Öffentlich wahrnehmbar wurde Lothes Zielsetzung nur fünf Tage nach ihrer Wahl zur Zürcher SVP-Präsidentin. Sie nutzte Schweizer Medien, um den Präsidenten der Jungen SVP, David Trachsel, mit harschen Worten abzukanzeln.

Frau Lothe findet es nämlich „höchstproblematisch“, dass David Trachsel sich in einem Initiativkomitee engagiert, welches die Zahl der Abtreibungen in der Schweiz senken will.

Dieser Affront gegen einen unliebsamen Parteikollegen kam nicht überraschend. Camille Lothe hatte sich schon früher dezidiert für das Recht auf Abtreibung stark gemacht. Linksliberale Mainstreammedien portierten Lothe schnellstens als Shooting-Star der SVP. Die NZZ lobhudelte ihr im März 2022 mit dem Titel "rosaroter Störefried in der SVP". Genüsslich wurde Camille Lothe also eingespannt im rosaroten Kampf gegen das Lebensrecht ungeborener Kinder und für die weltoffene "Familienpolitik" der Genderparteien.

David Trachsel reagierte nicht öffentlich auf den Affront der frischgewählten SVP-Präsidentin. Er ist gut eingebettet in ein Komitee bürgerlicher Politiker. Dass auch bekannte SVP-Politiker im Komitee der beiden Lebensrechts-Initiativen mitwirken, liess Lothe offenbar unerwähnt. Vielleicht hebt sich die Jung-Präsidentin diese Politiker (NR Erich von Siebenthal, NR Yvette Estermann, NR Andrea Geissbühler sowie aNR Oskar Freysinger) ja für spätere Angriffe auf...?

Marxistische Familienpolitik in der SVP

Das Recht auf Abtreibung ist eine der Hauptforderung der Neuen Linken, die 1968 ihren Siegeszug in den westlichen Nationen angetreten hat. Familie beginnt unwidersprochen im Mutterleib. Karl Marx hatte die traditionelle Familie gehasst. Darum forderte er nicht nur die Abschaffung des Privateigentums und der Religion, sondern auch die Zerstörung der Familie. Als die Kommunisten nach der Russischen Revolution 1917 an die Macht kamen, wurde die Abtreibung unter Lenins Führung schnell legalisiert und gefördert.

1968 brachte dann einen neuen, spielerischen, konsumfreundlichen und sexualisierten Marxismus. Abtreibung war nach wie vor eine zentrale Forderung. Schon 1973 verfügte das US-Bundesgericht ein nationales Recht auf Abtreibung (Roe vs. Wade), Fast alle westlichen Nationen folgten dem fatalen Beispiel der USA.

Seither tobt der Kampf für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder episch. Eben erst, am 24. Juni 2022, konnten US-Lebensschützer einen grossen Sieg einfahren. Das Bundesgericht der USA annullierte das nationale Abtreibungsrecht von 1973. Dies brachte Camille Lothe offenbar so in Rage, dass sie zum öffentlichen Angriff auf David Trachsel ansetzte.

Es ist absolut unverständlich und überaus bedauerlich, dass die SVP unter der Führung von alt Bundesrat Christoph Blocher und Nationalrat Gregor Rutz den Gang in Richtung Links angetreten hat. Die Abtreibung ist keine politische Nuance, sondern ein Hauptinstrument neomarxistischer Dekonstruktion. Wie der Genderwahn aktuell Individuen, Familien und die Gesellschaft zerstört, muss hier nicht weiter beschrieben werden. Die wahnhaften und schädigenden Zustände sprechen für sich.

Das uneingeschränkte Recht auf Leben nach BV Art. 10 ist ein konservativer Wert, den es absolut zu bewahren gilt! Die SVP-Auguren sind aufgerufen, Camille Lothe davon zu überzeugen, dass sie als Abtreibungsbefürworterin in der falschen Partei ist. Lothe soll die Möglichkeit erhalten, umzudenken und sich radikal für eine konservative Familienpolitik zu engagieren. Andernfalls wird Frau Lothe entweder schnell auf Grund laufen in ihrem neuen Amt, oder die SVP wird Mitglieder verlieren, für welche die marxistische Familienzerstörung niemals in Frage kommt. Da sich die opportunistische CVP von ihrem christlichen Erbe getrennt hat und jüngst in die linke Mitte gedriftet ist, bleibt christlich-konservativ motivierten Wählerinnen und Wählern dann wohl nur noch die kleine EDU.