Frauen als Trei­be­rin­nen der Coronapanik?

 

Gastartikel von Jonas Baggett, Basel

 

Ein Blogartikel des Bürgerforums vom 19. Januar 2022 stellte die These auf, dass Frauen anfälliger seien für fehlende Risikobereitschaft und Ängstlichkeit. Das führe zu einem unangemessenen weiblichen Einfluss auf die Gesellschaft, welcher das Vordringen von Ideologien wie Coronapanik, Klimahysterie oder Genderwahn begünstige.

Einige Zeit später bin ich auf eine heftige Kritik dieser These durch Walter Fürst von “Die Mitteländische Zeitung” (DMZ) gestossen. Der DMZ-Autor benennt die These des Bürgerforums als schlichtweg absurd. Fürst hatte zuvor noch einen Experten konsultiert, der ihm bestätigte, “wie gefährlich” solche “Aussagen und Gruppierungen” seien. Eigene Anstrengungen, um festzustellen, ob die These nicht mindestens teilweise der Wahrheit entspreche, hat der Journalist keine unternommen. Glaubwürdige Antworten scheinen ihn nicht sonderlich zu interessieren.

Nun, es gibt Umfragen (z.B. Tamedia, gfs.bern), wo man Daten über vergangene Abstimmungen finden kann. Anhand dieser Daten lassen sich Aussagen des Bürgerforums entweder bestätigen oder widerlegen. Voraussetzung ist, dass diese Daten zuverlässig sind. Dies ist in einer Post-Truth-Ära natürlich keine Selbstverständlichkeit. Längst wird die Wahrheit auf Grund von Gefühlen oder in Angleichung an das Narrativ der Regierung unterdrückt.

Um der Sache näher zu kommen, habe ich einige dieser Abstimmungs-Daten analysiert. Hier mein Ergebnis:

  • Bei Abstimmungsresultaten zum Covid-Gesetz und beim Transplantationsgesetz war kaum ein Unterschied zwischen Männern und Frauen festzustellen. Es gab sogar eine leichte, aber statistisch irrelevante höhere Ablehnung durch die Frauen.
  • Die Ergänzung des Diskriminierungsgesetzes und die “Ehe für alle” haben die Frauen in deutlich höherem Masse angenommen (+10%).
  • Bei Abstimmungen, die mit Klima, Umwelt- oder Tierschutz zu tun haben, waren die Frauen ständig grüner. Beim Klimagesetz waren es 3% mehr. Bei Konzerninitiative, Wirtschaftsabkommen mit Indonesien und Massentierhaltung waren es +15%.
  • Bei der Begrenzungsinitiative war kein Unterschied zwischen abstimmenden Männern und Frauen festzustellen. Beim Verhüllungsverbot aber votierten die Frauen +10% für mehr Islam-Toleranz.
  • 5% weniger Frauen stimmen für striktere Überwachung und Polizeiarbeit beim PMT-Gesetz. Dagegen wollten Frauen mehr staatliche Eingriffe auf die Medien (+9%) (Medienpaket).
  • Gemäss einer Umfrage von Tamedia vom 17. Mai 2023 befürworten doppelt so viele Frauen die gendergerechte Sprache als die Männer (31% Ja /eher Ja bei den Frauen versus 14% Ja /eher Ja  bei den Männern.)
  • Generell gilt, dass Frauen mehr die linken Parteien wählen als die Männer.

Die Sachlage ist etwas nuancierter, als der Blogbeitrag des Bürgerforums sie vermutete. Eine Tendenz, dass Frauen vorsichtiger und fürsorglicher abstimmen, ist jedoch festzustellen. Die konsultierten Daten können so interpretiert werden, dass Frauen anfälliger sind für Ideologien, die das Potenzial haben, Familie und Gesellschaft zu zerstören. Dies vor allem in Bezug auf geschlechtliche Identität (LGBT/Gender).

Es wäre Aufgabe des DMZ-Autors gewesen, seine journalistische Arbeit zu leisten und Faktenlagen zu berücksichtigen. Mit seiner linken Weltanschauung hätte Walter Fürst die gleichen Daten dann wohl anders, eben linker, bewertet. Aber eine faire Diskussion, die einer demokratischen Gesellschaft würdig ist, wäre möglich geworden. Stattdessen hat Fürst die These vom schädlichen weiblichen Einfluss auf Staat & Gesellschaft einfach als ‘absurd’ abgetan. Es ergibt sich dann kein öffentlicher Diskurs, sondern leeres Geschwafel, welches einzig der Bestätigung der eigenen Ideologie dient.

Voraussetzung einer fairen Diskussion ist, dass man Fakten respektiert. Ob sie uns gefallen oder nicht! Die Wahrheit ist weder links noch recht. Nicht die eigene Ideologie, sondern allein die Wahrheit ist souverän. Und vor ihr müssen wir uns alle mit Demut beugen!